Konstruktivismus und Biologie
Einleitung
Wie bei Reich (1998) überzeugend dargelegt ist, gibt es heute weltweit eine Spannungsbeziehung zwischen verschiedenen Fundamentalismen auf der einen Seite und einer Entwicklung zu zunehmender Freiheit im Denken, die sich in der Ablehnung fester Grundlagen der Welterfahrung bzw. der Weltinterpretation, quasi in der Zurückweisung archimedischer Punkte äußert. Diese Tendenz, die als vor allem für postmoderne westliche Gesellschaften charakteristisch betrachtet wird, könnte man in Anlehnung an eine Äußerung G. Flecks (2000) als Überwindung einer „cartesischen Angst“ bezeichnen, einer Angst vor dem Verlassen vermeintlich sicherer geistiger Grundlagen zugunsten einer Unsicherheit, die aber auf der anderen Seite sowohl mehr Freiheit im Denken als auch mehr Vielfalt in den Weltentwürfen den wissenschaftlichen Lehrmeinungen und Strategien garantiert und ein ungleich interessanteres und spannenderes Geistesleben ermöglicht, als es fundamen-talistische und dogmatische Entwürfe verschiedenster Spielart je bieten könnten.
Die Entwicklung hat zahlreiche Ursachen, die alle abzuhandeln in diesem Rahmen wohl nicht möglich ist. Eine der wichtigsten ist aber zweifellos die Entwicklung der Physik, vor allem durch die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik, die erstens mit einem Verlust von scheinbar unveränderlichen Rahmenbedingungen und zweitens mit einem Verlust von Anschaulichkeit verbunden waren. Raum und Zeit, in der klassischen Newtonschen Welt ewig, kontinuierlich waren plötzlich veränder- und manipulierbar, auf dem Gebiet der Bestandteile der Materie trat überhaupt der Beobachter mit seinen Methoden weit n den Vordergrund.
Notwendiges Resultat dieser Entwicklung ist im philosophischen, teilweise, wenn auch nur am Rande im wissenschaftlichen Bereich ein Vordringen konstruktivistischer Denkweisen (Reich 1998), wie man es in den vergangenen Jahrzehnten vor allem mit dem radikalen Konstruktivismus aber auch mit anderen Richtungen, etwa der Erlanger Schule und dem Wiener Konstruktiven Realismus registrieren konnte. Mit Richtungen konstruktivistischen Denkens, die von sehr unterschiedlichen Grundlagen ausgehen und auch oft sehr verschiedene Interessensschwerpunkte haben.
Diese spiegeln lange Denktraditionen und -muster wider, die vor allem auf Kant, Schopenhauer und vor allem auch Neokantianer zurückreichen und anhand derer sich sehr eindrucksvoll zeigen lässt, dass die verschiedenen Konstruktivismen, so originell sie beim ersten Hinsehen oder auch tatsächlich sein mögen, nicht in allen Aspekten wirklich Neues darstellen. Da Neuheit nicht zu den zwingenden Qualitätskriterien für die Beurteilung philosophischer oder erkenntnistheoretischer Schulen gehört, gibt gerade die Entwicklung der letzten Jahre, die, was konstruktivistische Denkweisen, vor allem die des sog. Radikalen Konstruktivismus betrifft, durch eine gewisse Ernüchterung gekennzeichnet ist, die Chance, abseits einer modischen Begeisterung, die im wesentlichen die Theorien Maturanas und Varelas betraf, die berechtigte Frage zu stellen, ob tatsächlich, wie der Eindruck nahelegte, ein Durchbruch konstruktivistischen Denkens erfolgte und wenn ja, inwieweit dieser auf die Wissenschaften, besonders die Naturwissenschaften übergreifen konnte.
Gemeinsam ist doch den verschiedenen Konstruktivismen, dass sie den Anspruch erheben, den wissenschaftstheoretischen Diskurs nachhaltig zu beeinflussen und wohl auch zu beleben sowie die oft (wenigstens in den Augen der Konstruktivisten) allzu unkritisch und selbstsicher auftretenden Vertreter der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen auf zahlreiche, implizite mitgeschleppte Vorausannahmen und Vorurteile zu verweisen, die zu Fehlentwicklungen führen können. Dies ist selbstverständlich und in einem gewissen Kontrast zum selbstsicheren Auftreten vieler Vertreter mit einer radikalen Beschränkung des noch akzeptablen Erkenntnisanspruchs verbunden.
Nun sind aber Ansprüche nicht immer mit dem tatsächlichen Resultat identisch. Konferenzen und Sammelpublikationen, bei denen der Anspruch erhoben wird, die wichtigsten Richtungen des Konstruktivismus in sich zu vereinigen, geben Anlass, die Frage nach dem Stand dieser angestrebten Entwicklung zu stellen, also die Frage, inwieweit das wissenschaftliche, vor allem das naturwissenschaftliche Denken den verschiedenen Vorgaben der einzelnen Konstruktivismen tatsächlich folgt und inwieweit diese überhaupt im wissenschaftlichen Normalbetrieb zur Kenntnis genommen werden. Man könnte auch, etwas boshaft, fragen, inwieweit es bei naturwissenschaftlichen oder medizinischen Symposien überhaupt möglich ist, einen dezidiert konstruktivistischen Standpunkt zu vertreten, ohne im besseren Falle Unverständnis zu ernten, sich im schlechteren aber dem Gelächter von Vertretern empiristischer und damit meist realistischer Methoden preiszugeben. Es stellt sich also in drängender Weise die Frage, nach der philosophisch-wissenschaftstheoretischen Aufgeschlossenheit der betroffenen Wissenschaftler und nach dem Ausmaß, in dem sie die durch die für Konstruktivisten relevanten Probleme überhaupt zur Kenntnis nehmen und als solche für bedenkenswert halten.
Diese Frage ist eng verschränkt mit einer zweiten nach der Kompetenz der konstruktivistischen Wissenschaftstheoretiker in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, in deren Diskurs sie sich einschalten wollen.
Drittens lässt sich fragen, ob jene Umwälzungen und Paradigmenwechsel, die man in den letzten Jahrzehnten und Jahren in verschiedenen Disziplinen beobachten konnte, durch wissenschaftstheoretische und hier wieder konstruktivistische Überlegungen wesentlich mitverursacht wurden oder ob die Anstöße dazu nicht doch Gründe haben, die im wissenschaftlichen Procedere selber liegen, ohne dass nun eine so fundamentale Infragestellung eigener Ansprüche eingetreten wäre, wie sie für Konstruktivisten aller Richtungen selbstverständlich sind.
Als erstes Beispiel dafür möge die Entwicklung der Physik während der letzten hundert Jahre gelten. Mit der Entwicklung der Quantenmechanik stellten sich tatsächlich Veränderungen ein, die das naturwissenschaftliche Denken über weite Strecken erschütterten und veränderten. Es ist aber ebenso evident, dass diese Änderungen, wenn auch von philosophisch geschulten Physikern ausgelöst, eine weitgehend „innerphysikalische“ Entwicklung blieben, die durch konstruktivistische Schulen wohl zum Teil analysiert, keineswegs aber mitausgelöst wurden.
Ähnliches gilt für die Biologie, allerdings nur für ganz bestimmte Ansätze, die zwangsweise zu konstruktivistischem Denken führten, auch wenn dieses nicht immer als solches erkannt wurde.
Andererseits kann beim darwinistisch ausgerichteten „mainstream“ der Biologie von einer Veränderung der (wenn vorhandenen) erkenntnistheoretischen Grundlagen durch den eindrucksvollen Zuwachs an „Faktenwissen“ nicht gesprochen werden. Gerade diese scheinbare Stabilität in den Grundprämissen, die, nachdem sich im Gefolge der Etablierung der Darwin/Wallaceschen Evolutionstheorie eine an derer Stelle zu kritisierende Organismussicht etabliert hatte, alle Veränderungen durch die Entwicklung der Biophysik, der klassischen und molekularen Genetik und andere Teildisziplinen unbeschadet überstand, eignet sich aber, in der Konfrontation mit kritischen Zugängen besonders gut, um die Validität konstruktivistischer Denkweisen auf dem Feld der „Harten Wissenschaften“ vorzuführen.
Dem Problem sei am Beispiel der „älteren“, länger etablierten Konstruktivismen, dem sog. Erlanger Konstruktivismus, der sich nach Selbsteinschätzung seiner wichtigsten Vertreter zum methodischen Kulturalismus weiterentwickelte, und dem radikalen Konstruktivismus sukzessive nachgegangen. Der Konstruktive Realismus, eher jüngeren Datums und daher notwendigerweise noch in der Bewährungs- bzw. Legitmierungsphase, soll dann mit diesen beiden Richtungen verglichen und darauf befragt werden, ob er sich als Ergänzung bzw. Alternative eignet.
Konstruktivismus und Biologie oder Konstruktivismus und Organismus?
Wenn nun, wie der Titel der Arbeit ankündigt, die Beziehungen zwischen Konstruktivismus und Biologie herausgearbeitet werden sollen, dann ist zu fragen, welcher Konstruktivismus und welche Biologie gemeint ist. Gibt es doch auf der einen Seite eine reiche Vielfalt an Konstruktivismen, die Zitterbarth (1991) zu der bissigen Frage veranlasste, ob ihnen nicht etwa nur die Bezeichnung gemein sei.
Auf der anderen Seite findet sich eine Vielfalt biologischer Disziplinen, zwischen denen oft große Differenzen in der Methodik und auch in den theoretischen Grundlagen bestehen und die vor allem, wie noch auszuführen ist, teilweise beträchtliche Begründungsdefizite aufweisen.
Auf einen kurzen Nenner gebracht stellt sich die Beziehung zwischen konstruktivistischer Philosophie bzw. Wissenschaftstheorie und Biologie als ambivalente Beziehung dar.
Auf der einen Seite wird über die Bedingungen der Erkenntnis reflektiert und die Biologie als Naturwissenschaft ist natürlich von den Bedingungen, die für die Möglichkeit von Erkenntnis bzw. von Handlungswissen (s. Beitrag Rusch im selben Band) abgesteckt werden, betroffen.
Andererseits aber ist Erkenntnis oder sind die speziellen Philosophien der an Zahl stetig zunehmenden Konstruktivismen wohl unleugbar Leistungen von Menschen und damit auch von Organismen.
Es stellt sich damit die Frage, wie man mit diesen Organismen und ihren speziellen Fähigkeiten als Basis von Erkenntnis umzugehen hat, um diese in konsistenter Weise zu erfassen und zu begründen, bzw. wie eine Lehre vom Organismus aussehen muss, die einerseits in den Kontext verschiedener konstruktivistischer Sichtweisen passt und andererseits deren Grundintentionen nicht verletzt.
Der methodische Konstruktivismus/Kulturalismus
Der Methodische Konstruktivismus/Kulturalismus, der hier nur fragmentarisch und nur soweit das abgehandelte Thema betroffen ist, umrissen wird, zeichnet sich durch eine penible handlungstheoretische Aufarbeitung menschlicher Herstellungsprozesse und Techniken aus, aus denen wissenschaftliches Arbeiten und vor allem Experimentieren resultiert.
Es wird versucht, auf der Basis der Herstellungsverfahren für verschiedene Messapparate zu reproduzierbaren Handlungsfolgen und Experimentieranweisun-gen zu kommen, aus denen letztlich dann die naturwissenschaftliche Forschungsarbeit besteht. Das solcherart erlangte Wissen ist konsequent kein Wissen über die Welt an sich, sondern Interventionswissen, auf dessen Basis sich Handlungsanleitungen erstellen lassen.
Da dies aber weitgehende Prognostizierbarkeit und in vieler Hinsicht auch Einfachheit der Handlungsabläufe und ihrer Objekte erfordert, konzentriert sich diese Richtung naturgemäß auf jene wissenschaftlichen Disziplinen, die seit jeher durch diese Eigenschaften gekennzeichnet sind, nämlich die Physik und in letzter Zeit auch auf die Chemie.
Da aber als Grundlage wissenschaftlicher Tätigkeit immer die Konstruktion von Apparaten im Vordergrund steht, ergibt sich konsequent eine Hypostasierung der dreidimensionalen Welt der menschlichen Erfahrung und des menschlichen Alltags. Entsprechend selten erfolgen Bezugnahmen auf die Entwicklung der Physik in den letzten hundert Jahren, vor allem auf die relativistische Physik und die Quantenmechanik.
Andererseits bleibt durch die Konzentration auf Herstellungstechniken auch das Subjekt der Kognition, der menschliche Organismus, aus der Überlegung ausgeklammert. Vor allem soweit jene Fähigkeiten betroffen sind, die einerseits kognitive Leistungen ermöglichen und andererseits auf einem biologischen Substrat aufbauen.
Daran ändert auch der in den letzten Jahren vielfach unternommene Versuch nichts, verschiedene Handlungspraxen vor allem aus der Tierzucht heuristisch fruchtbar und in Analogie zur Protophysik zur Basis einer sog. „Protobiologie“ zu machen.
Janich und Hartmann (1996) betonen selber, dass die Begründung naturwissenschaftlicher Praxen im Methodischen Konstruktivismus/Kulturalismus aus der Sicht der Gegenwart und damit gleichsam nachträglich, teilweise sicher auch aus der Perspektive einer langen „Erfolgsgeschichte“ der neuzeitlichen Wissenschaften resultiert. Der Konstruktivismus/Kulturalismus hält dabei Anleitungen bereit, strenge Regeln für die Erstellung methodischer Reihen zu erstellen, um so zu in sich konsistenten logischen Abläufen zu kommen, welche dann bei Anwendung prognosefähiges Handlungswissen erbringt. Weder diese Intention noch die Berechtigung dieser speziellen Sicht der Methodik und Konzentration auf Handlungswissen noch die damit eingegangene Verpflichtung zur Bescheidenheit in den Erklärungsansprüchen kann seriös in Zweifel gezogen werden. Es ergeben sich aber gerade daraus Ansprüche, deren Einlösung entweder unmöglich ist oder konsequent an andere Ansätze abgetreten werden muss.
Einer dieser Ansprüche betrifft das biologische Substrat menschlicher und damit auch kultureller Leistungen.
Wenn bei Janich und Hartmann(1996) betont wird, dass der Kulturalismus eine biologische Begründung menschlicher kultureller Leistung, und sowohl wissenschaftliche Handlungspraxen als auch Sprachhandlungen bzw. sprachliche Kommunikation zählen dazu, als reduktionistisch ablehne, muss ihnen was biologistische Kognitions- und Kulturtheorien betrifft, beigepflichtet werden.
Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei aller Eigenständigkeit kultureller Entwicklungen letztlich auf die Einbeziehung biologisch zu begründender Fähigkeiten nicht verzichtet werden kann. Nicht nur ist jede menschliche Handlung (auch jede gedankliche „Leistung“) energetisch bedingt, auch Wahrnehmung und Reflexion sowie erst recht jedes aktive Einschalten in eine wie immer geartete Umgebung ist an Energiewandel und -verbrauch gebunden.
Diese Behauptung nun in den Bereich des kritisierten Naturalismus und daher mit kulturalistischen, ja letztlich allen konstruktivistischen Positionen unvereinbarer Spekulation und Praxis zu verweisen, wäre aber verfehlt, wenn man bedenkt, dass ja nicht kulturelle Leistungen an sich, in ihrer Spezifität, einer biologischen Mit(!)-begründung bedürfen, sondern nur die in Organismen, hier den menschlichen, angelegten Voraussetzungen, und dass methodisch begründbare Theorien über Organismen vorliegen (Edlinger, Gutmann und Weingarten 1989, 1991; Edlinger 1995a, b, c).
Ein Problem, das mit dem Anspruch des Kulturalismus auftritt, betrifft die historische Rekonstruktion der Wissenschaften und der ihnen zugrundeliegenden Theorien. Vor allem in den die Physik betreffenden Arbeiten werden methodische Reihen vorgelegt, die zwar durchaus einer Begründung verschiedener schon bekannter physikalischer Methoden oder mathematischer Abstraktionen entsprechen, bei denen sich aber die Frage stellt, ob sie je in der Geschichte der Wissenschaft tatsächlich eine Rolle spielten.. Man denke an die seit Dingler beliebte Konstituierung der Euklidischen Geometrie durch Schleifprozesse.
Aus vielen Gründen kann nämlich nicht davon ausgegangen werden, dass die Geschichte der für die Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaften relevanten Praxen exakt den durch diese Begründungen vorgezeichneten methodischen Reihen entspricht. Sie stellt, wie v. a. A. Koyré (1994, 1998, 1999) herausarbeitete einen sehr komplizierten Prozess dar, dessen Initialzündung weniger von methodischen Überlegungen sondern von einem Eindringen pythagoräisch/platonischen Denkens in die bis dort durch peripatetische Philosophen beherrschte Geisteswelt gekennzeichnet war. Dieser lange Entwicklungsprozess verlief auch durchaus nicht so geradlinig, wie dies bei der nachträglichen, aus der Retrospektive erfolgenden Erstellung methodischer Reihen der Fall ist, sondern über zahlreiche Etappen und auch Sackgassen, aus denen man in oft sehr schmerzhaften Revisionsvorgängen wieder herauskam.
Damit also kann der Schluss gezogen werden, dass kulturalistische Begründungsansätze äußerst begrüßenswert sind, weil sie unser Denken über den Geltungsbereich wissenschaftlicher Aussagen und vor allem über die theoretische Fundierung in eine konsistente Form bringen, dass sie aber andererseits mit der Rekonstruktion historischer Entwicklungsprozesse der Wissenschaften weder gleichgesetzt werden noch sie ersetzen können.
Vor allem aber eignet sich das Begründungsverfahren nach bislang vorliegenden Resultaten zwar zur Reflexion und auch Kritik bereits vorhandener theoretischer Ansätze und Praxen, ob aber auch eine Eignung zur Entwicklung alternativer, den strengen Maßstäben des Kulturalismus eher genügender neuer Ansätze vorliegt, ist noch zu prüfen.
Die zeigt sich am besten am Beispiel der Biologie. Es gelang zwar, die Züchtungspraxis, auf der die Darwin/Wallacesche Evolutionstheorie aufbaut methodisch weitgehend nachzuvollziehen und methodisch zu beschreiben, doch ist dadurch das Problem der heuristischen Fruchtbarkeit oder Unbrauchbarkeit in bezug auf die Evolution der Organismen noch nicht angesprochen. Wie schon bei Edlinger und Wallner (1999) ausgeführt, besagt ein Züchtungserfolg unter ganz bestimmten, von sog. „natürlichen“ Bedingungen weit entfernten Situationen noch nichts über die Mechanismen oder vermuteten Umwelt-Organismus-Interaktionen, die eventuell als Begründung für Evolutionsprozesse dienen könnten. Es wurden vor allem bei diesen Autoren ganz andere, ebenfalls mit menschlichen Praxen verbundene Mechanismen aufgezeigt, die eben die Veränderung von Organismen nicht durch eine von der in der Rolle des Züchters gedachten „Natur“ oder Außenwelt Anpassung begründet, sondern durch aktives, von Veränderung ermöglichtes Erschließen vom Menschen geschaffener neuer Lebensraumtypen. es werden dort zahlreiche Beispiele angeführt, welche die Entstehung von Nutzpflanzen in der menschlichen Geschichte nicht durch aktive Züchtertätigkeit, sondern durch ein Hineinwachsen veränderter und sich verändernder Varianten ganz bestimmter Pflanzen- und Tierarten in die menschlich geprägten Räume nahelegen (Zusammenfassung bei Edlinger 2000).
Das Problem, das sich aus der Konfrontation zwischen Züchteranalogien und parallel zu organismusbedingter Veränderung verlaufender aktiver Erschließung ergibt, ist, dass zwischen diesen beiden diametral entgegengesetzten Alternativen auf dem Boden der Methodischen Konstruktivismus/Kulturalismus in seiner derzeitigen Verfassung nicht zu entscheiden ist bzw. dass es auch keine Kriterien gibt, sich eventuell für keine von beiden zu entscheiden.
Als Ausweg würde sich nun auch anbieten, diese Entscheidungen überhaupt zu suspendieren bzw. nach anderen Kriterien vorzunehmen, die aber nun eine weiterreichende Palette von Gesichtspunkten eröffnen. Eben diesen Ausweg sucht der Konstruktive Realismus anzubieten.
Der radikale Konstruktivismus
Eine völlig andere Interessenslage ist im Radikalen Konstruktivismus gegeben. Das Prädikat Radikaler Konstruktivismus wurde in den letzten Jahren zu einer Sammelbezeichnung, spaltete sich doch, wie Hartmann und Janich zu recht bemerken diese Spielart des Konstruktivismus in eine größere Zahl verschiedener Richtungen auf. Trotz der augenscheinlichen Vielfalt und des Nuancenreichtums des RK kann eine gemeinsame Grundtendenz festgestellt werden, nämlich ein im Unterschied zum Erlanger Konstruktivismus stärkerer Bezug auf den Organismus als Subjekt der Kognition. Dies bedingt, wie auch die bekanntesten Vertreter des RK in unterschiedlicher Form erklären, eine Fokussierung des Interesses auf die Biologie. Trotz eines oft sehr hohen Abstraktionsgrads in der Diskussion des Organismus und seines Aufbaues bleibt dieser starke Bezug als essentieller Bestandteil des Radikalen Konstruktivismus in allen seinen Spielarten charakteristisch.
Der Biologiebezug allerdings zeichnet sich dadurch aus, dass die Fakten, die zur Untermauerung des Argumentationsduktus herangezogen werden, fast durchwegs aus den sogenannten „harten Wissenschaften“ stammen, also auch Disziplinen, die in ihrer induktivistischen und naturalistischen Verfassung den Intentionen aller Konstruktivismen entgegenlaufen. Zieht sich doch durch alle diese Wissenschaften eine meist auch noch selbstbewußt vorgetragene erkenntnistheoretische Ignoranz und Naivität. Diese wird zwar von den konstruktivistischen Nutzern nicht geteilt, wirft aber die Frage auf, ob nicht gerade durch die unkritische Übernahme ihrer (durchaus nicht notwendig unbrauchbaren) Resultate einer konstruktivistischen Sicht der Boden entzogen wird.
Die Problematik zeigt sich eindrucksvoll bei G. Roth (1987a, b; 1996 Er versucht, das oft spürbare organimustheoretische Defizit des Radikalen Konstruktivismus (Edlinger 1991), das seinen Ausdruck in hochabstrakten aber letztlich doch eher leeren Organismusdefinitionen findet (selbstherstellende und selbsterhaltende Strukturen, autopoietische Strukturen bei Maturana und Varela) , mit biologischen Inhalten zu füllen. Durch das erwähnte organismustheoretische Defizit aber begibt sich Roth bei diesen Versuchen immer auf die empirische Ebene, schöpft aus dem Faktenwissen der herkömmlichen Neurophysiologie und argumentiert bei der Lösung von ihm angeschnittener Probleme, bei der Abhandlung neurophysiologische Probleme, durchaus im konventionellen Rahmen der empirischen Wissenschaften.
Wie schon an anderer Stelle kritisiert (Edlinger 1991) fehlt so wie bei den meisten anderen biologisch argumentierenden Radikalen Konstruktivisten eine Theorie der Beziehung des Nervensystems bzw. der Sinnesorgane zum Gesamtorganismus, vor allem zum Bewegungsapparat, was den Eindruck entstehen läßt, dass Nerven- und Wahrnehmungssysteme beziehungslos als unabhängige Entitäten agieren. Damit aber schwindet letztlich die Möglichkeit, die Unterscheidungen von unterschiedlichen Sinnesmodalitäten und -qualitäten theoretisch, als Resultat organismischen Agierens der Reflexion zugänglich zu machen (In gewissem Sinne macht H. v. Foerster eine Ausnahme, wenn er (1985) die Beziehung zwischen Motorium und Sensorium wenigstens anschneidet).
Roth übersieht konsequent die permanente Aktivität von Organismen, die erst zu einem Einschalten in Energieströme der Umwelt und damit zu einer Indirekten Rückwirkung in Form sog. Reize führt. Statt dessen akzeptiert er das traditionelle Bild einer passiven Reizung durch die Außenwelt, für deren organismusinterne Strukturierung er dann unnötig komplizierte Erklärungsmodelle sucht. Wie Roth (1987a) sehr originell darlegt, besteht die Sprache des Nervensystems nur aus „Klick-Klick“, d. h. aus Polarisierungswellen an Neuronen. Diese sind aber praktisch überall gleich, völlig egal, ob eine Erregung nun von einem optischen, akustischen, chemischen, taktilen oder anderen Rezeptor kommt. Wie also soll nur der Organismus unterscheiden?
Wenn Roth (1987a, 1996) für die Entstehung von Sinnesmodalitäten eine gehirntopographische Lösung vorschlägt, beinhaltet dies keinerlei Klärung des Problems im konstruktivistischen Sinne. Ja entgegen den Ambitionen konstruktivistischer Ansätze gerät er zum Teil sogar auf die darwinistische Schiene wenn er (Roth 1996, s. 252-253) schreibt:
„In einem nichttrivialen Sinn ist die Wahrnehmungswelt konstruiert, weil die Geschehnisse in der Umwelt in Elementarereignisse zerlegt und dann nach teils stammesgeschichtlich erworbenen und teils erfahrungsbedingten regeln zu bedeutungshaften Wahrnehmungsinhalten neu zusammengesetzt werden. Die Regeln, nach denen dieses Zusammensetzen oder Konstruieren geschieht, sind nicht der Umwelt entnommen, auch wenn sie an ihr überprüft werden.“
Der Konstruktive Realismus
Wenn nun auf den Konstruktiven Realismus eingegangen werden soll, muss vorausgeschickt werden, dass hier der Konstruktive Realismus Wiener Prägung, wie er vor allem durch F. Wallner (1992a, b) vorgestellt wurde, gemeint ist. Er unterscheidet sich in seinen Intentionen vom erklärt naturalistisch ausgerichteten „Constructive Realism“ von Giere (1985, 1988, 1997). Das Konzept hat andererseits zahlreiche Berührungspunkte sowohl mit dem Radikalen Konstruktivismus als auch mit dem Marburger Konstruktivismus/Kulturalismus. Hier soll ein Teil jener Gesichtspunkte herausgestrichen werden, in denen der Konstruktive Realismus eigene Schwerpunkte setzt. Da das Konzept von Wallner und in seiner Nachfolge auch Slunecko (19..) nur fragemtarisch ausgearbeitet wurde, muss der gebotene Überblick teilweise unscharf bleiben. Es kann aber gezeigt werden, dass die Grundintentionen des Konstruktiven Realismus Wiener Prägung deutliche Überschneidungen mit dem Fleckschen Ansatz der Denkkollektive (1935) hat. Vor allem die vom Konstruktiven Realismus betonte Verfremdungsmethode lässt sich, wie noch auszuführen sein wird, von diesem Ansatz her begründen.
Der Konstruktive Realismus verzichtet prinzipiell auf Instanzen über, jenseits oder hinter der Wissenschaft, die sie argumentativ leiten könnten, im weitesten Sinne also auf Metaebenen des Denkens und Argumentierens. Dieser Verzicht geht aber in vieler Hinsicht weiter als beim Erlanger Konstruktivismus.
Die Bedeutung der methodischen, handlungstheoretischen Analyse wird akzeptiert, allerdings nicht indem man spezielle Handlungspraxen quasi nachträglich neu erfinden müsse, sondern in einer unter den ganz speziellen Gesichtspunkten ständiger Wechsel wissenschaftlicher „Mikrowelten“ und der „Verfremdung“, die als eine zentrale Methode des Konstruktiven Realismus anzusehen ist.
IM Konstruktiven Realismus werden die durch die Wissenschaften erarbeiteten Konstrukte, also sowohl die die speziellen Einzeldisziplinen begründenden Theorien als auch das auf ihnen basierende und durch sie erst integrierbare „Faktenwissen“ als Mikrowelten konstituiert. Diese stellen Kunstwelten mit im Vergleich zur gegebenen („natürlichen) Welt wenigen Eigenschaften dar, die durch spezielle Methoden, Theorien und auch durch diese geführte Forschungsziele erschlossen sind. Prinzipiell werden diese Mikrowelten einmal in ihrem Ist-Zustand, auch mit allem historischen und wissenschaftsgeschichtlichen Gepäck und auch „Ballast“ dargestellt und untersucht.
Ein klassische Beispiel für eine solche Mikrowelt wäre nach Wallner (2000) die Newtonsche Mechanik, ein Weltkonstrukt mit wenigen Eigenschaften und einer Reduktion der Bewegung auf das Prinzip die gleichförmig geradlinige Bewegung, von dem das alles weitere bestimmt ist.
Auf dieses Prinzip sind sowohl die Bewegungen der Planeten als auch die fallender Steine oder Bewegungen im Alltag, wenn sie rein physikalisch betrachtet werden, zurückführbar.
Diese Bestimmung zeigt aber auch schon die Grenzen der Mikrowelt: Sie kann nicht beanspruchen, alles, was mit menschlicher Bewegung zum Ausdruck gebracht wird, zu erklären. Sie kann, um ein historisches Beispiel zu erwähnen, beim Prager Fenstersturz wohl die Gravitationsbeschleunigung der fallenden Körper und deren Wurfparabeln, nicht aber die historischen und politischen Umstände, die dieses Ereignis ursächlich auslösten, erklären.
Es ist auch, um den Faden wieder aufzunehmen, bekannt, dass Newton Zugeständnisse irrationaler Art machen musste, um das Funktionieren seiner Mikrowelt überhaupt zu gewährleisten. Das wichtigste davon ist, dass die Anziehungskraft zwischen den Planeten instantan, ohne Zeitdifferenz vor sich gehen muss. Diese doch eigentlich unphysikalischer Gedanken ist, wurde Newton schon zu Leibniz‘ Zeiten vorgehalten. Auch Ernst Mach bemühte sich ernsthaft zu erklären, wie eine Wirkung ohne Zeitdifferenz funktioniert.
Die weitere Entwicklung der Physik zeigte dann, dass die Annahmen, welche die Mechanik und damit die klassische Mechanik treffen, sehr wohl verzichtbar sind. Die Relativitätstheorie verzichtet auf die Gravitation und funktioniert sogar besser. Eine Mikrowelt wird durch eine andere ersetzt.
Es gibt nach Wallner eindrucksvolle Experimente – oder eigentlich Beobachtungen – die Einstein in den 20er Jahren durchführte, und die zu dem Schluss zwingen, dass die Relativitätstheorie als Mikrowelt die bewegte Welt besser konstituieren kann als die klassische Mechanik. Da sie ebenfalls auf willkürlichen Annahmen wie etwa der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit beruht, wird aber für sie im Konstruktiven Realismus kein höherer Wahrheitsgehalt beansprucht.
Die Reihe der Beispiele ließe sich um die derzeit wieder aufgeflammte Diskussion um die Ausdehnung und Struktur des Universums ergänzen, in der letztlich auch die Frage des Funktionierens von „Mikrowelten“ über Beibehaltung oder Ersetzung von Modellen entscheidet.
Wissenschaft kann in diesem Sinne also scheitern, aber sie wird nicht widerlegt. Sie wird unbrauchbar bzw. bietet nicht jene Lösungsansätze, von ihr erhofft wurden. Dies wirft nun generell die Frage nach dem Wahrheitsanspruch von wissenschaftlichen Mikrowelten auf. Da sie ja mit der gegebenen Welt, der Wirklichkeit nicht gleichgesetzt werden könne, andererseits aber eben gerade als Konstrukte das darstellen, was uns zum Unterschied von der Wirklichkeit noch zugänglich ist, kann dieser Wahrheitsanspruch auch nicht an der letzteren gemessen werden.
Bei Hofstetter (1996) wird anhand zahlreicher Beispiele aus der Geschichte der Physik dargelegt, wie die konsequente Anwendung dieser Prinzipien zwar nicht zu Wahrheit im Sinne von Isomorphie zwischen wissenschaftlichen Modellvorstellungen und der Wirklichkeit führen können (zu letzterer haben wir keinen Zugang), wohl aber mehr Sicherheit und Richtigkeit.
Wahrheit kommt nach Pietschmann (1994) und Hofstetter (1996) subjektiven Überzeugungen zu, also genau dem, was bezweifelbar ist. Sie spielt also nach dieser Auffassung im wissenschaftlichen Diskurs keine Rolle.
Richtigkeit wird dem formal beweisbaren zuerkannt, etwa mathematischen Lehrsätzen und ihrer Ableitung. Richtigkeit bedeutet damit schon definitionsgemäß, dass sie Aussagen über die Natur nicht zukommen kann.
Dies ist allerdings beim Begriff der Sicherheit der Fall. Als sicher können jene Hypothesen gelten, die der experimentellen Überprüfung standhalten und erlauben, Prognosen zu stellen. Dies bedeutet aber nun nicht, dass ihre Fassung nicht verändert, ihre Begründung nicht durch andere abgelöst werden kann. Hofstetter exemplifiziert dies mit einer Gegenüberstellung von Erklärungen der Erdanziehung durch die aristotelische Theorie des natürlichen Orts, die Schwerkraft und die Raumkrümmung.
Konsequenterweise kann nun keiner Mikrowelt der Vorzug vor anderen gegeben werden. Ihre unterschiedliche Beurteilung ergibt sich primär nicht durch die Analyse und Interpretation der ihnen zugrundeliegende formalen Satzsysteme, sondern aus ihrem Bezug auf lebensweltliche Voraussetzungen und ihre unterschiedliche Eignung für verschiedene menschliche.
Die Lebenswelt ist die soziale und kulturelle Konstruktion unserer Welt. Unsere jeweilige Lebenswelt hängt von der Kulturgeschichte sowie auch von sozialen Aspekten, unter denen wir stehen, ab.
Ohne menschliche Lebenswelt wäre womöglich technisches Agieren, ähnlich dem Agieren höherer Säugetiere möglich, nicht aber ein Begreifen wissenschaftlichen Handelns. Wissenschaft wäre dann nicht begreif- und interpretierbar.
Bis zu diesem Stadium der Erörterung präsentiert sich der Konstruktive Realismus nun vor allem als Werkzeug der Kritik überzogener Ansprüche, vor allem was die Unhaltbarkeit herkömmlicher Wahrheitspostulate betrifft, und der Rekonstruktion von Paradigmenwechseln, bei der allerdings von einer grundsätzlichen Gleichberechtigung verschiedener Mikrowelten ausgegangen wird. In Hofstetters Abhandlung über Wissenschaftliche Erklärung (Hofstetter 1996) kommt dies in folgender Aussage zum Ausdruck:
„Dem Satz, am Ende siege ja doch die Wahrheit, kann der CR (der Konstruktive Realismus, der Verf.) nur einen Sinn abgewinnen: Die Wahrheit setzt sich durch, weil das, was sich durchgesetzt hat, stets als die Wahrheit gepriesen wird. Er unterstützt daher die Forderung nach einer Vielfalt der Forschungsprogramme aus ganzem Herzen. Lasst hundert Blumen blühen!“
Um den Konstruktiven Realismus aber nun nicht als eine überwiegend deskriptive, kritische und rekonstruierende Methode erscheinen zu lassen, muss nun doch die zentrale Methode angesprochen werden, die der Konstruktive Realismus bereithält, um den Diskurs in den Wissenschaften zu beleben, Interpretationen von wissenschaftlichen Satzsystemen zu ermöglichen und vor allem für eigene Handlungen ein Mehr an Verbindlichkeit und Kompetenz zu erlangen: Die Verfremdung.
Verfremdung
Sie besteht darin, eine wissenschaftliche Theorie- in dem Fall also das jeweilige wissenschaftliche Satzsystem – in einen neuen Kontext zustellen. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass Satzsysteme, die nur im eigenen Kontext behandelt werden, so zwar abgeleitet, doch nicht interpretiert und damit letztlich verstanden werden können. Bloße Ableitung ist aber vom Standpunkt des Wahrheitsanspruches der Wissenschaft wenig befriedigend. Die Auswahl dieses anderen Kontextes ist nicht vorgegeben.
Prinzipiell geht es bei der Verfremdung darum, eigene Satzsysteme in einer nicht trivial-alltäglichen und damit oft auch unverbindlichen Sprache in den anderen Kontext einzubringen. Dies führt in vielen Fällen, wenn Verfremdung tatsächlich gelingt, was nicht immer sein muß, dazu, dass das eigene Satzsystems sowie seine impliziten Voraussetzungen an Konturen und Klarheit gewinnen und dass damit auch die Schwierigkeiten und Probleme mit eben jenem Satzsystem offenbar werden und einer Lösung zugeführt werden können.
Die Organismische Konstruktionslehre
Ein solcher Fall von mehrfacher Verfremdung, obwohl nicht im Rahmen des CR geschehen, war das Unternehmen der organismischen Konstruktionslehre, die ihrerseits eine lange Entwicklung durchmachte, bis sie in ihrer heutigen selbstverständlich immer noch nicht abgeschlossenen Form vorlag.
Ähnlich wie im Falle der Physik kann gesagt werden, dass sich die konstruktivistischen Schlussfolgerungen, die aus der organismischen Konstruktionslehre resultierten, aus ihrer eigenen sehr dynamischen Entwicklung ergaben.
Durch die Organismische Konstruktionslehre kann nun auch die Beziehung der biologischen Ebene zur kulturellen sowie das tragbare Ausmaß an Einfluss, der biologischen Gesichtspunkten noch zugebilligt werden kann, einer Neubestimmung unterzogen werden, die nicht den „Makel des Naturalismus“ trägt.
Die Ausgangslage bei der Entwicklung der Organismischen Konstruktionslehre war durch die noch heute an den Universitäten dominierende Weise, Biologie zu betreiben, gegeben.
Die Biologie als naturwissenschaftliche Disziplin ist in ihrer derzeitigen Verfassung, im sog. Normalbetrieb der Universitäten, als induktiv arbeitende Wissenschaft etabliert. Sie fächert sich in zahlreiche Teilbereiche auf, die implizite theorienabhängig und -geprägt sind und dabei durchaus unterschiedlichen Leitideen folgen können. Diese werden aber zumeist kaum bewusst gemacht und von einer weithin grassierenden erkenntnistheoretischen Naivität ignoriert.
Zur erkenntnistheoretischen Naivität der Biologie kommt ein organismustheoretisches Defizit, das sich mit ihr oft verschränkt darstellt. Das Problem der Biologie modernen Zuschnitts besteht darin, dass sie zwar eine Fülle an Faktenwissen zusammenträgt, dieses aber in keine Organismustheorie einbauen kann, in der sich einerseits verschiedene Disziplinen treffen und dennoch alle selber wieder finden können und die andererseits als einigende bzw. vereinigende Klammer für das Faktenwissen dienen und diesem eine theoretische Fundierung bieten kann. Die Eigenwelten oder Mikrowelten (der Begriff wird unten behandelt) der Physiologie, Morphologie, Ökologie, Genetik, Populationsdynamik, Evolutionistik, Paläontologie u. v. a. mehr können relativ beziehungslos nebeneinander existieren, obwohl schon vordergründige Oberflächliche Überlegung zu dem Resultat führen müsste, dass sie doch alle um den zentralen Gegenstand bzw. Begriff Organismus gruppiert sind.
Folge dieser Theorienlosigkeit ist, sofern Organismen ins Visier der Wissenschaft geraten, deren naturalistische Betrachtung. Letztlich wird auf ihre begriffliche und theoretische Fassung verzichtet. Dies bedeutet aber, dass auch der stammesgeschichtliche Wandel theoretisch nicht erfaßt wird, bzw. dass dort, wo man ihn mit Hilfe von aus anderen Disziplinen entlehnten Modellen oder aus bestimmten Handlungspraxen explizieren will, etwas ganz anderes erklärt wird.
In der Darwin/Wallaceschen Theorie, die in Form der Synthetischen Theorie nach wie vor als die dominierende Evolutionstheorie gelten kann, wird auf Malthusianische Prinzipien (Mayr 1979) und auf Züchtererfahrungen rekurriert. Dies wäre an sich eine handlungstheoretische Strategie im Sinne des Marburger Konstruktivismus/Kulturalismus, doch wird schon bei M. Gutmann (1996) auf zahlreiche begriffliche Probleme und auch problematische theoretische Voraussetzungen vor allem bei Darwin hingewiesen.
Die bei Darwin (1859, 1886) stark gemachte durch Außenwelterfordernisse erzwungene Leistungssteigerung von Organen bedeutet weder einen Funktionswandel noch einen Wandel des Grundaufbaues eines Organismus, wodurch die Entstehung bestimmter Organe überhaupt schwer erklärbar wird. Züchter mit ihren doch immer nur begrenzten Zeithorizonten könne die Problematik gar nicht erkennen geschweige denn im Sinne eines echten Wandels tätig werden. Ebenso wird die Kontextfrage, die Frage nach den verschiedenen Lebenszusammenhängen von sich im Laufe der Erdgeschichte wandelnden Organismen angesprochen. Dies bedeutet aber, dass die Grundsäule des Darwinismus, die Anpassungshypothese, als unbelegbares Prinzip im Raume steht. Da keine inneren Voraussetzungen für die Organisation von lebenden Organismen angegeben sind, kann nur eine naturalistische Erfassung von Organismen Platz greifen, die durch die Annahme wenig abgesichert ist, dass, in Analogie zur Züchterpraxis, die Natur die tauglichen Organismen bevorzuge und diese Tauglichkeit sich eben durch Überlebenserfolg schon erkläre. Evolution würde so zu einem metaphysischen Prinzip.
Was die Züchterpraxis höchstens verständlich machen kann, ist der Wandel von Merkmalsfrequenzen in einzelnen Pflanzen oder Tierpopulationen, d. h. also nicht evolutive Veränderung sondern lediglich sog. Diversifizierung.
Diese Art fragmentierter Biologie und die auf ihr basierende darwinistische Theorie ist logischerweise auch nicht in der Lage, zu einer Entscheidung zwischen konstruktivistischen und realistischen bzw. zwischen verschiedenen konstruktivistischen Positionen beizutragen.
Theorien über lebende Organismen in den Kontext der Ingenieurswissenschaften einzubringen, wie dies durch die Vertreter der Frankfurter Theorie bzw. Organismischen Konstruktionslehre geschah, hatte den großen Vorteil, dass zum Beispiel die extrem naturalistische Sicht der Biologie sehr schnell anderen, auf Energiewandel und biomechanischen Notwendigkeiten aufbauenden Theorien weichen mußte, die z. B. Formen in der „Natur“ nicht mehr als per se gegebene Eigenschaften, sondern als durch Prozesse erzwungen sah, die ihrerseits wieder in hochabstrakten, der Anschaulichkeit des Naturalismus entzogene Prinzipien begründet waren. Organismen werden nach konstruktiven Gesichtspunkten, nach ihrem inneren Aufbau als Energiewandler dargestellt, die in ihrem Funktionieren den Notwendigkeiten eines friktionsfreien, ökonomischen und effizienten Energiewandels folgen. Die notwendige und sachlich erzwungene Beachtung des Internaspekts führte zu einer deutlichen Betonung der Sponteneität, die eine totale Abhängigkeit lebender Organismen von Außenweltbedingungen verbot.
Die selben Konsequenzen hatte ein Ansatz, der eine methodische Begründung der Organismischen Konstruktionslehre durch Rekurs auf die Medizin zum Ziel hatten der aber gerade durch den neuen Kontext, in den Organismen allgemein gestellt wurden, eine Verfremdung im oben dargestellten Sinn darstellt (Edlinger 1991).
Daraus sowie durch zahlreiche neue Kontexte, die auf diese Weise für die Biologie auch heuristisch fruchtbar gemacht werden konnten, ergaben sich letztlich fatale Konsequenzen für die darwinistische Sicht der Organismen und ihrer Evolution. Vor allem konnte die auf Züchteranalogien und malthusianischen Prinzipien aufgebaute Anpassungshypothese durch eine neue Sicht der Organismen als gegenüber ihrer Umwelt weitgehend autonomen Entitäten ersetzt werden, die zwar Material und Energie aus der Außenwelt akquirieren, dies aber nur nach intern gegebenen, den Bedürfnissen des eigenen Aufbaues (der lebenden Konstruktion) folgenden Kriterien tun. Sämtliche Umweltbeziehungen als Auswahl unter einer sehr großen zahl möglicher Konnexe zur Außenwelt werden so vom Organismus selber initiiert.
Grundlage eines solchen Denkens kann natürlich keine rein mechanistische Sicht des Naturgeschehens sein, wie sie sich auch im Darwinismus abzeichnet, sondern eine prozessuale, die also das Geschehen in der Welt als aus sich selber getrieben, in ständiger Bewegung und Veränderung begriffen versteht. Vorbild dieser Sichtweise war in vielen Belangen die Whiteheadsche Prozessphilosophie (Edlinger 1991; Whitehead 1984, 1988).
Evolution stellt sich so als in langen Generationenketten ablaufende Veränderung von immer lebens- und funktionsfähigen Energiewandlern dar, deren mögliche Entwicklungs- und Wandlungsmöglichkeiten durch die je gegebene Konstruktion bestimmt sind. dabei werden auch, je nach intern gegebenen Bedürfnissen und Möglichkeiten, neue Lebensräume erschlossen.
Dies hat nicht nur für die traditionellen darwinistischen und neodarwinistischen Evolutionstheorien radikale Konsequenzen, sondern auch für die herkömmlichen Ansichten über die Funktion von Nervensystemen, die Sinneswahrnehmung und die mit ihr verbundenen neuronalen und mentalen Aktivitäten.
Auch diese können und müssen, wenn man von Evolution als Entstehungsprinzip der lebenden Organismen akzeptiert, unter dem Aspekt der evolutiven Veränderung autonomer organismischer Konstruktionen betrachtet werden.
In den stammesgeschichtlichen Rekonstruktionen, die auf dem Boden der Organismischen Konstruktionslehre entstanden, entwickeln sich Nervensysteme bei vielzelligen tierischen Konstruktionen primär als Differenzierungen der Muskulatur und garantieren eine konstante Rhythmik des Bewegungsapparats. Diese ist nötig, um den inneren Stoffdurchlauf und Energiewandel sicherzustellen. Die Rhythmik kann durch Widerständigkeiten der Außenwelt gestört werden, was zu Modulationen und Kompensation führt, bis die ursprüngliche Rhythmik wiederhergestellt ist.
Der Kontakt mit solchen Widerständigkeiten, die allgemein gesagt in irgendeiner weise anders beschaffen sind als das Außenmedium (Wasser, Atmosphäre), erfolgt nach dem oben gesagten aktiv, er bedeutet also ein aktives Einschalten des Organismus in energetische Prozesse der Außenwelt, das auf ihn zurückwirkt. Die Affintiät zu Uexkülls Funktionskreis (Uexküll 11980) drängt sich hier auf.
Der Begriff Außenweltwiderständigkeiten bedeutet nun nicht nur mechanisches Hindernis, sondern ist sehr vielfältig verwendbar, zum Beispiel auch für Licht, chemische Substanzen, Verdichtungen des Mediums, Temperaturschocks und vieles andere mehr.
Mit steigender Komplexität wird ein Organismus natürlich auch vielfältigere Möglichkeiten haben, Außenstrukturen anderer Oberfläche auszubilden, die auch mit bestimmten Arten von Außenweltbeschaffenheit bzw. Andersheit besonders interagieren.
Durch unterschiedliche Arten von Modulation der internen Rhythmik ergeben sich nun bei jeder verschiedenen Art von Interaktion auch unterschiedliche Erfolgsaussichten, die vom Organismus registriert und für weiteres Verhalten verwertet werden (Edlinger 1992).
Auf diese Weise lässt sich nun bei steigender Komplexität der Organismen durch aktives Einschalten in die Außenwelt sowie durch verschiedene Modulationsaktivät eine immer engere Bindung zwischen immer spezifischeren Interaktionen und immer spezifischeren Reaktionen so etwas wie eine innere Unterscheidung von „Sinnesmodi“ ableiten, die aber eben keine interne Repräsentation darstellen und schon gar nicht als mit bestimmten äußeren Gegebenheiten isomorph angesehen werden dürfen, sondern eben nichts anderes darstellen, als eine durch aktive Beeinflussung der Außenwelt allmählich entstehende Eigenwelt der Organismen, man könnte sie auch vorsichtig als mentale Ebene oder Fähigkeit bzw. ihre sich herausbildende und komplizierende Vorstufe bezeichnen. Das Problem des „Wesens“ des subjektiven Empfindens kann natürlich auf dieser Ebene gar nicht angeschnitten werden.
Da diese komplizierten Wechselwirkungsverhältnissen immer streng den spezifischen konstruktiven Voraussetzungen der jeweiligen Organismen folgen, versteht es sich von selbst, dass Aussagen über Wahrnehmungsqualitäten oder gar spezifische Empfindungen bei Tieren unseriös sein müssen und reine Spekulation darstellen. Anthropomorphismen verbieten sich ebenso wir allzu unkritische Vermutungen über „Fremdpsychisches“.
Ausgehend von der Evolution immer komplexerer organismischer Konstruktionen, Nervensysteme und Sinnesapparaturen kann aber dennoch auf eine wachsende Leistungsfähigkeit dieser Organsysteme und damit auch auf immer komplexere, aber immer organismusspezifische Eigenwelten geschlossen werden.
Die hochgradige Autonomie der Organismen, die durch die Etablierung zentralisierter Nervensysteme mit ihren zahlreichen Möglichkeiten zur Etablierung immer neuer interner Funktions- und Schaltkreise führt, resultiert letztlich in einem Zustand, in dem überhaupt nur mehr ein verschwindender Bruchteil der nervösen Strukturen direkten Kontakt mit der Außenwelt hat. Dadurch aber verlagert sich das Schwergewicht neuronaler Aktivität weiter nach „innen“ und das Resultat ist eine hochgradige Wahlmöglichkeit und Freiheit der immer komplexeren mentalen Aktivität.
Diese korrespondiert mit einer immer komplexeren Palette von Aktionsmöglichkeiten nach außen und vor allem der steigenden Fähigkeit antizipatorischen Handelns.
Solche Organismen, wie sie z. Beispiel bei der evolutiven Entstehung der sog. Hominiden zwingend angenommen werden müssen, emanzipieren sich, was das Schwergewicht der eigenen Aktivität betrifft, zunehmend von unmittelbaren Außenwelt- oder konstruktiven Zwängen, die zwar immer als indispensable Voraussetzungen organismischer Existenz implizite mitgedacht werden müssen, die aber bei vielen Aktivitäten, vor allem denen, die wir beim Menschen als kulturelle bezeichnen würden, nur mehr mittelbar in Erscheinung treten.
Wie schon betont, sind sie zwar immer vorhanden und unhintergehbar, doch in vielen speziellen Konnexen nicht unmittelbar relevant.
Der tiefgreifende Funktionswandel neuronaler Strukturen, der zum Beispiel von der Verarbeitung räumlicher Beziehungen eines differenziert beweglichen Affenkörpers ausgeht und zur kulturellen Nutzung des Gehirns führt, widerspricht allen Vorstellungen von naturgesetzlicher Determiniertheit. Im Rahmen eines organismuszentrierten Verständnisses der Evolution ist diese nur mit großen Freiheitsgraden in der Beziehung zwischen organismischer Konstruktion und Umwelt denkbar. Die internen Relationen werden durch Selektion eingestellt, kennen also außer dem Energiefluss keine unmittelbaren, ihre Entwicklung und Abwandlung festlegenden Beziehungen.
Es gibt in allen Beziehungen „freie“ Optionen. So wie die Körperkonstruktionen des Menschen, die dem einfachen Laufen und der handelnden Aktion dient, beim Sport oder Tanz völlig neu erscheinende Leistungen erbringen kann, so ist auch eine neue Nutzungsmöglichkeit neuronaler Mechanismen bei der Lösung alltäglich-technischer Probleme, mathematischer Aufgaben bei philosophischer Reflexion und vielem anderem mehr möglich.
Geistige und kulturelle Leistungen sind so gesehen zwar immer von ihrer stammesgeschichtlichen Herkunft beeinflusst und geprägt, doch niemals im Sinne kausaler Anpassungszwänge oder gar von Abbildungsverhältnissen.
Die speziellen psychologischen und soziologischen Theorien des Bewusstseins und der Kulturfähigkeit müssen zwar, was die bereits genannten indispensablen biologischen Voraussetzungen betrifft, auf den durch die Organismische Konstruktionslehre vorgegebenen Rahmen bezogen werden, doch können sie niemals aus der Biologie heraus entwickelt werden.
Kulturelle Leistungen bieten also aus der Sicht der Biologie des neuronalen Apparates ein ähnliches Bild, wie das Auftreten einer bei der Entwicklung des Bewegungsapparates ursprünglich nicht vorhersehbaren motorischen Leistung.
Das Verhältnis von Kultur, Wissenschaft und Theorienbildung auf der einen Seite und den organismischen Vorbedingungen auf der anderen kann folgendermaßen umrissen werden: Jede Kultur nutzt bei der Formulierung ihrer Inhalte und abstrakten Theoreme den biologisch entstandenen Apparat, dessen Möglichkeiten die Grenzen von Erkenntnis überhaupt mitbestimmen. Kultur bzw. eine Mannigfaltigkeit von Kulturen hat zwar ein bestimmtes organismisch konstruiertes System mit seinen kognitiven Möglichkeiten zur konstitutiven Voraussetzung, aber welche dieser Möglichkeiten dann wie kulturell genutzt wird, wird vom organismischen, biologischen Rahmen nicht determiniert.
Fazit
Mit der Entwicklung der organismischen Konstruktionslehre eröffnete sich ein eigener, allerdings aus einer theoretisch ausreichend unterfütterten naturwissenschaftlichen Disziplin resultierender Zugang zu konstruktivistischem Denken. In Form der Organismischen Konstruktionslehre werden biologische Grundlagen der Kognitionsfähigkeit vorgestellt, doch unterscheidet sich diese Form von Biologie signifikant von der naturalistisch strukturierten darwinistischen. Daher mündet die Diskussion nicht in biologistische oder naturalistische Theorien. Die Eigenständigkeit der kulturellen Entwicklung des Menschen wird gerade durch die Organismische Konstruktionslehre gesichert. Durch deren zwingende Prämissen können, sofern diese von den zur Diskussion stehenden Konstruktivismen bzw. ihren Vertretern akzeptiert werden sollte, die wesentlichen von den oben diskutierten Lücken geschlossen werden: Der Marburger Kulturalismus erhält die Möglichkeit, biologische Grundlagen menschlicher Handlungen und auch kognitiver Leistungen zu diskutieren, ohne seinen strengen anti-naturalistischen Standpunkt aufgeben zu müssen. Von handlungstheoretischen Zugang her besteht ohnehin kaum Aussicht auf größere Differenzen.
Der radikale Konstruktivismus, der ohnehin stärker auf die Biologie rekurriert, kann einige Schwierigkeiten, die vor allem in seiner Auffassung vom Organismus-Umweltverhältnis liegen, überwinden und durch eine neue Fassung der Rolle von Nervensystem in lebenden Konstruktionen zu einer klareren Sicht von deren Differenzierungs- und damit Kognitionsleitungen gelangen.
Für den Konstruktiven Realismus, dem sich der Verfasser verbunden fühlt, ergibt sich, wenn auch aus anderen Grundlagen erwachsen, ein Exempel für die Fruchtbarkeit des Verfremdungsverfahrens. Hauptgewinn aber dürfte der Hinweis darauf sein, dass die Reflexion biologischer Grundlagen von Wahrnehmung und Kognition weder zu naturalistischen oder naiv-realistischen Standpunkten führen muß, noch, da ja der kompetente Umgang mit dem reflektierten Gegenstand gesichert ist, zu völliger Unverbindlichkeit.
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